Dorsten, 11.12.2018.
Das Jüdische Museum Westfalen eröffnet nach dreijähriger Vorarbeit und längerem Umbau eine neue Dauerausstellung, die dritte in seiner Geschichte! Die neue Ausstellung führt die wichtigen Themen, die beibehalten werden sollten, in veränderter Gestalt fort. Zudem berührt sie Aspekte wie jüdische Vielfalt, Ein- und Auswanderung, jüdische Ethik und Jüdischsein in der Gegenwart. Die Darstellung der jüdischen Lebenswege wurde erweitert und vertieft. Es werden neue Techniken und Medien eingesetzt.
Vor allem die Begriffe »Digitalisierung« und »Interaktion« spielten bei der Umgestaltung eine Rolle und wurden von den Ausstellungsmacher*innen aufgegriffen und umgesetzt. Die klassische Vitrinenausstellung weicht größtenteils einer Präsentation, die zum Mitmachen animiert.
Die Besucher*innen können die vielfältige Geschichte und die Traditionen des Judentums aktiver als bisher entdecken. Beginnend mit einer Ecke, in der die hebräische Schrift und Sprache kennengelernt und ausprobiert werden kann, werden an den verschiedenen, thematischen Stationen Audiogeräte zur Verfügung stehen. Im Herzen des großen Ausstellungsraumes ist ein spiralförmiger Tisch installiert, der den jüdischen Kalender und seine Feiertage erläutert.
Das Motto dieser neuen Dauerausstellung lautet »L‘Chaim!« - Auf das Leben! Daher verwundert es nicht, dass die Lebenswege aus Westfalen um einige Biografien erweitert wurden. Zum Beispiel um die Biographie der Alexandra Khariakova, die maßgeblich an der Neugründung der liberalen jüdischen Gemeinde in Unna beteiligt war. Der Bottroper Joseph Dortort schloss sich als 16-Jähriger dem französischen Widerstand an und überlebte als Einziger seiner Familie die Shoah. Seine Geschichte ist eng mit dem Fund des Bottroper Bücherkorbs verbunden und erfährt in der neuen Dauerausstellung anhand der Biografie eine detaillierte Aufarbeitung.
Die bisherige Präsentationsform der jüdischen Lebenswege aus Westfalen weicht der digitalen Bildschirmpräsentation. Kurzinformationen zu den einzelnen Persönlichkeiten und ein zugehöriges Objekt, die an der Wand installiert sind, geben erste Einblicke in die individuellen Geschichten.
Die Brücke, bisher als Durchgang zwischen Wechsel- und Dauerausstellung genutzt, wird in die neue Ausstellung integriert und skizziert die unterschiedlich motivierte jüdische Migration durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart.
Seit nunmehr 26 Jahren gibt es am Standort Dorsten das Jüdische Museum Westfalen. Hervorgegangen aus einer engagierten Bürgerinitiative Ende der 1980er Jahre, entwickelte sich das Museum zunehmend zu einem Lern- und Lehrort.