Loccum (ade). Einen Zugang der etwas anderen Art zu ihrem Studienfach will das Religionspädagogische Institut Loccum (RPI) gemeinsam mit den Mentoraten der Landeskirche Hannovers Lehramtsstudierenden der Evangelischen Theologie mit seinem „Treffpunkt Studierende“ anbieten. Brücken sollen geschlagen werden zwischen der theoretischen Herangehensweise an der Universität und dem, was die Vermittlung des Glaubens ansonsten noch ausmachen kann.
Der Titel des diesjährigen Treffpunkts, zu dem RPI-Rektorin PD Dr. Silke Leonhard Studierende aus fünf Hochschulen Niedersachsens eingeladen hat, ist durchaus ein wenig provokativ. „Glaubst du das?“ steht auf der Titelseite des Flyers. Auferstehung, Jungenfrauengeburt, die Schöpfung der Welt in sieben Tagen – Glaubst du das wirklich? Diese Frage, wissen die Mentoren, müssten sich Studierende so manches Mal anhören. Von Kommilitonen, im Familien-, im Freundeskreis. Später voraussichtlich auch von den Schülern, die sie unterrichten werden. Dann sei es oft nicht leicht, auf diese Fragen „glaubwürdige“ Antworten zu haben.
Wie also kann das, was in der Bibel steht und das so oft mit den Erkenntnissen der Wissenschaft überhaupt nicht übereinstimmt, also scheinbar völlig unglaubwürdig ist, als das, woran sie wirklich glauben, den Fragenden erläutert werden? Und wie – und das ist ein zentraler Punkt für Leonhard – kann in diesem Zusammenhang den Studierenden das Rückgrat gestärkt werden auch für den eigenen Glauben? Es sei nicht eben selten, dass über der wissenschaftlichen Arbeit an Glaubensfragen und den ungläubigen Nachfragen aus dem Umfeld Zweifel am eigenen Glauben aufkommen würden, sagt die Rektorin.
„Glaubst du das?“ hat das Team also als Thema ausgegeben, hat dazu mit Prof. Dr. Gregor Etzelmüller von der Universität Osnabrück einen Dogmatiker für den Einstiegs-Vortrag nach Loccum geholt, der dezidiert redet über „Vernunft und Glaube“ und hat die Studierenden anschließend eingeladen, in vier Workshops tiefer in Aspekte zwischen Glaube und Vernunft einzutauchen.
Uta Giesel ist eine der Mentorinnen – als Hochschulpastorin ist sie in Hildesheim tätig. Sie erzählt von der großen Notwendigkeit, die bestehe, den Studierenden die Sprachfähigkeit zu verschaffen, wenn angezweifelt wird, dass Glaube und Vernunft zusammengehen können. Wie sehr dieses Mentorat helfen könne, das habe sie am eigenen Leib erlebt, sagt Bettina Schmidtke, als sie alles hinwerfen wollte, weil das, was sie sich von der evangelischen Theologie als Studienfach vorgestellt hatte, so sehr von dem abwich, wie sich der Studienalltag dann tatsächlich gestaltete. Ihre Mentorin habe es geschafft, sie „bei der Stange zu halten“ trotz aller theologischen Theorie, mit der sie nicht gerechnet hatte, sagt Schmidtke – und zum „Treffpunkt Studierende“ sei sie nun gekommen, um zu vertiefen, was dieses Studium und dieser Glaube mit ihr selbst zu tun haben.
Aus ähnlichen Gründen ist Carina Meisel der Einladung des RPI gefolgt. Religion und Deutsch möchte sie künftig unterrichten – und hat einiges davon zu erzählen, mit welchen Reaktionen sie konfrontiert wird, wenn sie diese Antwort auf die auf Partys übliche Eingangsfrage gibt. Irgendwelche Kritik sei dann im Prinzip immer die Reaktion. Da sie aber schon einige Semester hinter sich habe, erzählt Meisel schmunzelnd, habe sie sich mittlerweile einige Standard-Antworten zurechtgelegt. Bohre jemand dann tiefer nach, könne ihre Antwort durchaus auf das hinauslaufen, was sie im tiefsten Inneren empfinde: Dass sie die Vorstellung schön finde, dass das Leben nicht einfach irgendwann ende. Und dass ihr genau diese Vorstellung Kraft gibt.
Kraft bekommen, um solche Gespräche auch weiterhin führen zu können und sich selbst nach innen und nach außen zu stärken – das ist für die 21-jährige Meisel der Grund, weshalb sie bereits zum zweiten Mal zum „Treffpunkt Studierende“ gekommen ist. Besonders freut sie sich auch auf die spirituelle Nacht in der benachbarten Klosterkirche, die ebenfalls zum Tagungsprogramm gehört. Die spirituellen Erfahrungen – das seien auch solche Sachen, die in der Uni kaum vorkommen würden. Die aber doch so notwendig seien, um Religion Schülern nicht nur mit einem vernünftigen Unterricht, sondern auch wahrhaftig vermitteln zu können.
Text Beate Ney-Janßen