Anfang September hatte die Paul-Gerhardt-Schule Besuch aus dem Libanon. Auf Einladung der evangelischen Landeskirche Hannover konnten sechs Lehrerinnen aus dem Libanon an allen evangelischen Schulen in der Landeskirche hospitieren und Eindrücke sammeln.
Dieses war schon der Gegenbesuch eines Austausches, der möglicherweise in den nächsten Jahren noch intensiviert werden könnte. Mehrere Delegationen der Landeskirche, darunter zunächst Bischof Ralf Meister und später Schulleiter* innen der evangelischen Schulen sowie Vertreter*innen der Lehrer*innenausbildung an den Universitäten , besuchten im Frühjahr 2018 evangelische Schulen und von der Kirche eingerichtete Schulen für Kinder geflüchteter Familien im Libanon. Die Kirche unterhält dort auch verschiedene Schulen, die für die Kinder und Jugendlichen ein besonderes Angebot vorhält. Von der Idee her sind diese Schulen evangelisch ausgerichtet, die Schülerinnen und Schüler sind allerdings nicht alle Christen, sondern Kinder unterschiedlicher Glaubensrichtungen und –konfessionen, in manchen Schulen sind es zu 100% Muslime. Eine Missionierung ist nicht das Ziel der Schule. Die dortigen Privatschulen richten ihr Angebot an Eltern, die besonderes Interesse daran haben, ihr Kinder zu weltoffenen, toleranten und kritischen Menschen erziehen zu lassen. Der Unterricht findet dort zum großen Teil auf englisch statt. Da arabisch Amtssprache ist und französisch ebenfalls gesprochen wird, finden an einigen Schulen besondere Angebote eines bilingualen Unterrichtes statt.
Die Schulen für geflüchtete Kinder (das kleine Land Libanon, in dem bereits viele Palästinenser in Lagern leben, hat 3 Millionen geflüchtete Menschen aus Syrien aufgenommen) werden seitdem von der Landeskirche durch Spendenaktionen unterstützt, Studierende für ev. Religion als Lehramt sind seither zweimal in den Libanon gereist, um die Flüchtlingsschulen durch besondere Programme zu unterstützen.
Mit Spannung wurde nun der Gegenbesuch erwartet. Unter der Koordinierung des ehemaligen Schulleiters der Paul-Gerhardt-Schule Gerhard Wittkugel wurde den Kolleginnen ein straffes, knapp eine Woche umfassendes Programm geboten. Nach der Ankunft in Hannover und einem angenehmen Willkommensprogramm in Hannover z.B. zur Illumination in den Herrenhäuser Gärten, besuchten die Gäste am folgenden Tag die Universität in Hildesheim, um sich dort über die deutsche Lehrer*innenausbildung zu informieren. In dem sich anschließenden Besuch des ev. Gymnasiums Andreanum in Hildesheim wurden die Kolleginnen aufgeteilt, um andere evangelische Schulen zu besichtigen: Die IGS in Wunstorf, das Philipp-Melanchton-Gymnasium in Meine, das Evangelische Gymnasium in Nordhorn sowie die Paul-Gerhardt-Schule waren Ziele der weiteren Tage. Hier hospitierten sie im Unterricht, nahmen am schulinternen Programm teil und zeigten sich begeistert über die Atmosphären, die Ausstattung, die Profile und die Unterrichtsmethoden der verschiedenen Schulen und Schulformen. Nicht zuletzt die vielen persönlichen Kontakte waren sehr aufschlussreich und inspirierend für alle Beteiligten. Der Austausch hatte neben schulischen Themen natürlich auch politische Themen, Fragen zur politischen Weltlage und unterschiedliche Erziehungsziele zum Inhalt. Die Kollegin Rhola Ahantus gab als Lehrerin für Geschichte besondere Einblicke in die verschiedenen Gruppierungen im Libanon und sprach als politisch engagierte Persönlichkeit offen über Hintergründe und Schwierigkeiten im Land, aber auch mit einer ansteckenden Begeisterung von der Schönheit ihres Landes. So manches Vorurteil, das sich in den Köpfen einiger Zuhörer mitunter breit gemacht hatte, konnte sie mit einer erfrischenden Art und Weise beiseiteschieben.
Die Gruppe der Besucherinnen spiegelte ein wenig die religiöse Vielfalt im Libanon wider: Eine Besucherin war griechisch orthodox, eine Armenieren, eine Muslima, eine gehörte der christlichen Gruppe der Maroniten an und vier der reformiert ausgerichteten Nationalen evangelischen Synode für Syrien und Libanon (NESSL).
Mehrfach wurden Einladungen ausgetauscht, um mehr voneinander lernen zu können. Und möglicherweise war dies auch nicht der letzte Besuch dort oder hierzulande.
Zum Abschluss trafen sich alle wieder in Hannover zu einem intensiven Austausch mit Landesbischof Ralf Meister, Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track und den jeweiligen Schulleiter*innen der ev. Schulen, bevor ein Besuch im Religionspädagogischen Institut in Loccum das Programm abrundete.
Kathrin Muhs-Braun
Gerhard Wittkugel
im September 2019