Kultusminister Grant Hendrik Tonne verkündete am heutigen Mittwoch, 30. Oktober, die Pläne, in den kommenden Jahren das Fach Werte und Normen flächendeckend an Grundschulen einzuführen. Dies werde langfristig und von Schuljahr zu Schuljahr aufbauend geschehen, so Tonne, doch sei geplant, dass Werte und Normen ab 2025/2026 dann verbindlich für alle vier Jahrgänge an den Grundschulen angeboten werde.
Die Einführung dieses neuen Unterrichtsfachs in der Grundschule als Ersatzfach für den konfessionellen Religionsunterricht war auch Thema bei der Loccumer Konferenz für Schulleitungen an niedersächsischen Grundschulen. Dort sprach dazu u.a. Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track, in der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen zuständig für Bildungsfragen und schulische Belange. Sie erklärte diese Entwicklung in ihrem Beitrag zur Konferenz am heutigen Mittwoch, 30. Oktober, für sinnvoll: „Die Einführung des Faches Werte und Normen im Grundschulbereich ist angemessen. So wie der konfessionelle Religionsunterricht Ausdruck der positiven Religionsfreiheit ist, so ist der Unterricht Werte und Normen Ausdruck der negativen.“ Sie betonte jedoch zugleich: „Keinesfalls kann und soll der Unterricht Werte und Normen das Fach Religion an Schule ablösen, im Gegenteil. Denn Religion gehört zur Schule dazu.“ So biete gerade der konfessionelle Religionsunterricht einen Ort, um eigene religiöse Erfahrungen zu reflektieren sowie andere Position und neue weltanschauliche Überzeugungen kennenzulernen. Gäfgen-Track hob deshalb in ihrem Vortrag vor den Schulleitungen hervor: „Als Kirchen setzen wir darauf, dass der Staat weiterhin zu seiner Verantwortung für den Religionsunterricht steht und ihn fördert. Es darf nicht sein, dass Ausbildungskapazitäten, Stunden oder finanzielle Ressourcen für den konfessionellen Religionsunterricht gekürzt werden. Es ist staatliche Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Recht auf religiöse Erziehung umgesetzt wird ebenso wie das Recht auf eine nicht-religiöse Erziehung. Es ist nicht ins Belieben von Schulleitungen oder Schulvorständen gestellt, ob und in welchem Umfang konfessioneller Religionsunterricht erteilt wird.“
Dass die evangelischen Kirchen in Niedersachsen ebenso wie die katholischen Bistümer zur Förderung und Stärkung des schulischen Religionsunterrichts einen Beitrag leisten und ihn durch Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte und Beratungsangebote für Schulen unterstützen, sei dabei selbstverständlich. Denn, so Gäfgen-Track, die Begegnungen mit Religion und der Dialog über religiöse Überzeugungen und Haltungen seien entscheidend für das schulische und gesellschaftliche Zusammenleben: „Gerade in einer Zeit, in der die gesellschaftlichen Gräben tiefer und die Heterogenität an Schulen größer wird, ist und bleibt der konfessionelle Religionsunterricht unverzichtbar.“
Text: Dr. Michaela Veit-Engelmann, RPI Loccum