Unter dem Fokus „Jugend in der Diktatur – ein Leben zwischen Anpassung und Widerstand“ erfolgte für den Jahrgang 10 der PGS eine Lesung der besonderen Art als Auftaktveranstaltung. Unter dem Titel „Untergrund war Strategie“ las Geralf Pochop aus seinem gleichnamigen Buch und berichtete eindrücklich von seinem Leben als Punk in der DDR. Unterstützt wurde er dabei von Sebastian Schmidt an der E-Gitarre, der den originalen Punk-Sound des Arbeiter- und Bauernstaats erfahrbar machte.
Pochops Lebensgeschichte liest sich wie die vieler Jugendlicher der damaligen Zeit: 1964 in Halle/ Saale geboren infizierte er sich früh mit dem „Punk-Virus“ und hörte von da an die Musik der Sex Pistols oder von Namenlos und Schleimkeim. Zu seinem Leidwesen erklärte der Chef der Stasi, Erich Mielke, die Punks zu Staatsfeinden und verfolgte sie mit aller Härte. Als mehrfache Anwerbeversuche der Stasi, Berufsverbot und Gewaltandrohung nicht zum gewünschten Ergebnis führten, landete Pochop schließlich für 6 Monate im Gefängnis. „Und alles nur, weil ich die falsche Frisur hatte, die falsche Kleidung trug und die falsche Musik gut fand“ so der mittlerweile in Torgau lebende Zeitzeuge.
Die Schüler:innen lauschten aufmerksam und teilweise schockiert den Ausführungen des Autors, der von seiner großen Liebe, gelungenen Untergrund-Konzerten, aber auch den Bedingungen der Isolationshaft erzählte. „Ich habe gedacht, dass wird nur ein wissenschaftlicher Vortrag, aber das da jemand davon berichtet, was er selbst erlebt hat, war krass“, so ein Schüler nach dem 90minütigen Vortrag Pochops.
Die Lesung diente als Auftaktveranstaltung des zum wiederholten Male stattfindenden Projektes „Wir und die Anderen“. In diesem Jahr soll der Fokus auf „Jugend in der Diktatur – ein Leben zwischen Anpassung und Widerstand“ gelegt werden. „Die Biographie Pochops bietet dabei viele Anknüpfungspunkte, von denen aus unsere Schüler:innen Projektideen entwickeln können und dann in angemessener Form präsentieren“, so Annett Schulze, Projektkoordinatorin der PGS.
Im Anschluss an die Lesung gab es noch zahlreiche Fragen zu klären und nicht zuletzt ein Erinnerungsfoto mit einem echten Punk zu machen. So eindrücklich können Schulveranstaltungen sein.
Text: Alexander Liebig