Wie wird in einer evangelischen Kita Ostern gefeiert? Ostereier suchen, na klar. Aber kann man auch kindgerecht vermitteln, warum das Fest der Auferstehung das wichtigste der Christenheit ist? Im Interview erläutert Gert Liebenehm-Degenhard, Dozent für Religionspädagogik im Elementarbereich am Religionspädagogischen Institut Loccum, wie gut das geht.
Mit Ostern bringen viele zuerst den Osterhasen und Ostereiersuchen in Verbindung. Wie wird das Fest in einer evangelischen Kita gefeiert?
Gert Liebenehm-Degenhard: Natürlich kommen auch die bekannten Bräuche rund ums Osterei oder die Osterhasen nicht zu kurz. In vielen Kitas werden im Vorfeld die Geschichten vom Einzug Jesu in Jerusalem bis zur Auferstehung erzählt. In einigen wird Jesu Weg mit Bodenbildern für die Kinder anschaulich, andere bauen mit den Kindern nach und nach eine ganze Passions- und Osterlandschaft. Die Kinder beteiligen sich mit kreativen Ideen und Fragen. Nicht zu vergessen die Lieder, die gemeinsam gesungen werden.
Bevor Jesus auferstehen konnte, musste er grausam am Kreuz sterben. In nahezu jeder Kirche befindet sich eine Darstellung des leidenden und sterbenden Christus. Wie kann man das Kindern überhaupt vermitteln?
Gert Liebenehm-Degenhard: Damit sind auch die Erzieher*innen konfrontiert, zumal wenn die Kinder direkt darüber reden wollen – und das tun sie. Manche fragen ganz praktisch und direkt, wie lang die Nägel gewesen sind und ob Jesus viel geblutet habe. Andere Kinder erschrecken bei diesem Gedanken. Die Aufgabe besteht darin, dem Alter und der Entwicklung des Kindes gerecht zu werden. Oft genügt es zu erzählen, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Manchmal wird Jesus mit einer "Jesus-Kerze" dargestellt. Die wird dann ausgepustet. Das ist eindrücklich und gleichzeitig wichtig, denn die Kinder stehen auch vor der Herausforderung zu begreifen, was es heißt, tot zu sein und wie wir mit der Traurigkeit umgehen können. Entscheidend ist natürlich, dass die Kinder auch die Ostergeschichten kennenlernen und miterleben. Wenn sie darüber ins Gespräch und ins Spiel kommen, haben das Sich Wundern und das Fragen über die Auferstehung und unsere Hoffnung einen Platz und die Kinder können eigene Sichtweisen entwickeln.
Nun gibt es auch in kirchlichen Kitas immer mehr Kinder mit anderer oder gar keiner Religion. Was bedeutet das für eine evangelische Einrichtung?
Gert Liebenehm-Degenhard: Zwei Leitlinien sind wichtig. Die eine heißt: "Den eigenen Glauben erlebbar machen" und so den Kindern einen Zugang zum christlichen Glauben ermöglichen. Mit Geschichten, Werten, mit Beten und Segnen. Alle Kinder sind dazu eingeladen. Die zweite Leitlinie heißt: "Andere Religionen würdigen". Wir wissen, wie wichtig es für Kinder ist, auch Kennzeichen der eigenen Familienreligion in der Kita wiederzufinden. Die Chance besteht darin, Gemeinsamkeiten zu entdecken, natürlich auch mit den Kindern und Familien, die sich keiner Religion zugehörig fühlen. Und Unterschieden gerecht zu werden.
Es wäre also falsch, den christlichen Hintergrund aus Rücksicht etwa vor Muslimen in den Hintergrund rücken zu lassen?
Gert Liebenehm-Degenhard: Stimmt. Die Voraussetzung für ein gutes Miteinander ist dabei, dass wir uns bewusst sind, was wir an unserem Glauben schätzen. Dann können wir andere Positionen würdigen, ohne zu vereinnahmen und ohne das, was unseren christlichen Lebensstil prägt, zu vernachlässigen.
Welcher Osterbrauch gefällt Ihnen persönlich am besten?
Gert Liebenehm-Degenhard: Eindeutig der Osterfrühgottesdienst. Wenn es im Dunklen beginnt und die Gedanken noch voller Nacht sind, bis sich das Licht ausbreitet und den Raum erhellt. Für den Glauben sind mehr als Worte nötig, um die Kraft der Hoffnung zu ahnen.
Das Gespräch führte Michaela Veit-Engelmann, Öffentlichkeitsbeauftragte des RPI Loccum