Was antwortet man, wenn ein Kind wissen will, ob Jesus wirklich übers Wasser laufen konnte? Oder einen Menschen von einer Krankheit geheilt hat? Wie behandelt man so heikle Themen wie Sterben und Tod in der Grundschule? Und was ist zu beachten, wenn im Unterricht auch Kinder anderer Religionen teilnehmen?
Mit diesen und ähnlichen Fragen haben sich 22 Grundschullehrkräfte in den vergangenen drei Jahren auseinandergesetzt. In einer seit April 2019 andauernden berufsbegleitenden Weiterbildung des Landes Niedersachsen haben sie die Befähigung erworben, evangelischen Religionsunterricht im Primarbereich zu erteilen. Sie alle unterrichten bereits andere Fächer, möchten nun aber auch als Religionslehrkräfte tätig sein. Dafür nahmen sie an acht mehrtägigen Modulen in Loccum teil, vertieften das Gelernte im Selbststudium und absolvierten schließlich eine Abschlussprüfung. Die Themen reichten dabei von biblischer Theologie und Theologisieren mit Kindern über Kirchengeschichte und Kirchenpädagogik bis hin zu ethischen und interreligiösen Fragen. „Es war eine unglaublich intensive Zeit“, spricht eine Teilnehmerin aus, was viele aus der Runde denken. „Es ging ja nicht nur darum, wie ich solche Themen unterrichten kann, sondern auch um meinen Glauben. Als ich hier anfing, habe ich gedacht, da bekomme ich bestimmt beigebracht, was aus evangelischer Sicht richtig ist und geglaubt werden muss. Aber dann habe ich verstanden: Was in Glaubensfragen ‚richtig‘ ist, muss man immer wieder neu ausdiskutieren.“
Begleitet wurden die Lehrkräfte von Lena Sonnenburg, am Religionspädagogischen Institut Loccum Dozentin für den Bereich Grundschule, und Pastor Dr. Sebastian Sievers. „Uns war es wichtig, dass es immer um beides ging: um die wissenschaftlichen Grundlagen evangelischer Theologie – und um die Frage, wie man das im Unterricht umsetzen kann“, erklärt Lena Sonnenburg. „Ich bin echt beeindruckt, wie viel in dieser Zeit bei den Lehrkräften passiert ist. Am Anfang mussten wir erstmal üben, wie man eine Bibel aufschlägt. Aber inzwischen führen wir richtige theologische Fachgespräche miteinander.“
Auch Sebastian Sievers blickt dankbar auf die vergangenen drei Jahre zurück: „Ich finde den Religionsunterricht in der Schule besonders wichtig und es war ein Geschenk für mich, mit meiner Arbeit in diesem Kurs dazu einen Beitrag leisten zu dürfen.“
Jetzt erhielten die Teilnehmenden ihre Zertifikate vom Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung. In einem feierlichen Vokationsgottesdienst überreichte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr die Urkunden für die kirchliche Bestätigung der Religionslehrkräfte jeweils mit einem persönlichen Segenswort. „Ihr seid von Gott Gesegnete und gebt Gottes Segen weiter“, sagte der leitende Geistliche des Sprengels Ostfriesland-Ems zu den frischgebackenen Grundschulreligionslehrkräften.
Der Gottesdienst in der Kapelle der Tagungsstätte Loccum stand unter dem Bibelwort „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ (1. Mose 12,2) „Wir dürfen uns immer daran erinnern, dass uns der von Gott zugesprochene Segen durch unser Leben begleitet“, führte der Geistliche in der Predigt aus. Der Segen stelle in eine Beziehung zu Gott und sei auf ganz unterschiedliche Weise im Leben erfahrbar.
Text: Öffentlichkeitsarbeit des RPI Loccum