Astrid Lier und Hartmut Talke sind in Loccum aus dem fünfköpfigen Team der evangelischen Schulseelsorger*innen der Landeskirche Hannovers verabschiedet worden. Beide haben die Schulseelsorgeausbildung der Landeskirche über Jahre entscheidend mitgeprägt.
Wenn Schüler*innen Hilfe brauchen, in den kleinen Katastrophen des Alltags oder den großen, sei es bei Prüfungsstress, Mobbingerfahrungen, Liebeskummer oder einem Todesfall – dann sind die Schulseelsorger*innen da. Mehr als 400 gibt es inzwischen in der Landeskirche. Ausgebildet werden sie am Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) vom Schulseelsorgeteam unter der Leitung von RPI-Dozentin Bettina Wittmann-Stasch.
Schulpastor Hartmut Talke von der BBS Verden, zugleich Systemischer Familientherapeut und Systemischer Supervisor, gehörte seit 2011 dem Schulseelsorgeteam an. Nun geht er in den Ruhestand. Er erinnert sich: „Im Laufe der Jahre ist aus den kleinen Anfängen der Schulseelsorge eine große Community gewachsen. Daran mitgewirkt zu haben und ein Teil des Schulseelsorgeteams zu sein, das war eine wunderbare Erfahrung!“
Seit 2014 war auch Pastorin Astrid Lier Teil dieses Teams; sie ist Systemische Beraterin und Therapeutin. Bisher war sie Schulpastorin an der BBS Springe, nun wechselt sie ins Gemeindepfarramt in die Kirchengemeinden Hoya, Eitzendorf und Magelsen. Gerne blickt sie auf ihre Arbeit als Ausbilderin angehender Schulseelsorger*innen zurück. Begeistert kann sie von den Teilnehmenden und der besonderen Gruppengemeinschaft erzählen, ebenso wie von den gelungenen Seminaren und dem „Gleichgewicht zwischen Input und Selbsterfahrung“.
RPI-Rektorin Silke Leonhard dankte Lier und Talke für ihre Arbeit: „Wenn es Schulseelsorge nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Denn sie nimmt das religiöse Schulleben insgesamt, und zwar mit der Perspektive der Seel-Sorge, in den Blick. Unser Schulseelsorgeteam am RPI stärkt die Professionalität der Schulseelsorger*innen in der rituellen und schulgottesdienstlichen Gestaltung von Übergängen, in der Entwicklung von schulkulturellen Angeboten, und bildet auch für die Begleitung von Krisensituationen aus. Für ihre so lange, kompetente Mitgestaltung dieses Feldes gilt Hartmut Talke und Astrid Lier großer Dank!“
Die Schulseelsorgeausbildung der Landeskirche nutzt die Methoden des systemischen Denkens: Konflikte werden nicht als Probleme eines einzelnen Menschen gesehen, sondern im Zusammenhang des Systems aus Familie, Schule oder Arbeit. Dabei geht es darum, Menschen entscheidungsfähig zu machen. „Klar, wenn Schüler*innen ein Problem haben, dann suchen sie Hilfe und wollen Rat“, sagt Astrid Lier. „Aber eigentlich sind sie ja selbst die Expert*innen für ihr eigenes Leben und haben die Lösung in sich. Als Schulseelsorgerin bin ich im Grunde nur Geburtshelferin.“ Ihr Kollege Hartmut Talke hat noch einen Rat für alle Schulseelsorger*innen parat: „Wenn etwas nicht funktioniert, dann mach etwas anderes! Und wenn etwas funktioniert: Mach mehr davon!“
Die Ausbildung als Schulseelsorger*in dauert als berufsbegleitende Qualifizierung anderthalb Jahre. In dieser Zeit besuchen die Teilnehmenden fünf mehrtägige Seminare in Loccum, haben nebenbei begleitende Einzelsupervision und verfassen eine Projektarbeit. Marc Wischnowsky, als Oberkirchenrat zuständig für die Schulseelsorge, unterstreicht: „Die evangelische Schulseelsorge bleibt ein wachsendes Arbeitsfeld in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Viele Schulen haben gerade in Pandemie und Kriegszeiten den Einsatz von Lehrkräften in der Seelsorge zu schätzen gelernt. Der ehrenamtliche Einsatz dieser Lehrkräfte in der Schulseelsorge verdient großen Respekt.“
Zur Verabschiedung von Lier und Talke sagte Wischnowsky: „Hartmut Talke und Astrid Lier haben die Schulseelsorgequalifikation der Landeskirche über viele Jahre mitgeprägt. Ihre Kompetenz in der Seelsorge, ihre Zugewandtheit und Offenheit werden uns fehlen. Wir wünschen Astrid Lier einen guten Start in ihrer neuen Gemeinde und Hartmut Talke einen gesegneten Ruhestand.