14 Religionslehrkräfte an Förderschulen haben in Loccum die sogenannte Vokation, die kirchliche Unterrichtsbestätigung, erhalten. Dem voraus ging ein Seminar mit vielen Praxistipps.
„In meinem Unterricht gibt es ein Anfangsritual: Jede und jeder darf sagen, wie es ihm oder ihr gerade geht. Und wem es gut geht, der nimmt eine weiße Feder; wer gerade Kummer oder Sorgen hat, einen schwarzen Stein“, so erzählt Carmen Buckley, Religionslehrerin an der Pestalozzi Schule in Papenburg, einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen. „Und in einer zweiten Runde darf dann jedes Kind ein Licht nehmen und einem anderen schenken. Damit verbinden die Schüler*innen gute Wünsche für den, der das Licht erhält. Und fast immer sind es die mit dem schwarzen Stein, die so ein Licht bekommen. Das ist eine besondere und berührende Erfahrung!“
Die zuhörenden Lehrkräfte sind begeistert von dieser Idee. Wie Carmen Buckley erteilen auch sie Religionsunterricht an einer Förderschule mit einem der Förderschwerpunkte Lernen, Geistige Entwicklung, Emotional-soziale Entwicklung, Körperlich-motorische Entwicklung oder Hören. Sie alle sind nun zu einer Tagung ins Religionspädagogische Institut Loccum gekommen, um hier ihre Vokation, die kirchliche Unterrichtsbestätigung, zu erlangen.
„Ich hatte mir von diesem Seminar viele Anregungen, Praxisbezug und die Gelegenheit zum Austausch erhofft“, so sagt Anna-Sophie Dahms, die Religion an der Kurt-Löwenstein-Schule Bleckede, einer Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, unterrichtet. „Und ich muss sagen, meine Erwartungen sind echt erfüllt worden.“ Auf dem Programm standen unter anderem Workshops zu Schwarzlichttheater oder für Musikideen im Religionsunterricht. „Gerade bei unseren Schüler*innen geht es ja darum, Religion ganz basal, durch Sinne und Emotionen wahrzunehmen“, so Dahms dazu. Carmen Buckley ergänzt: „Religion ist viel mehr als du denkst. Nicht immer Gott und Jesus. Im Religionsunterricht hat man einen geschützten Raum; die Schüler*innen können sich gerade in unseren kleinen Gruppen auf die Themen einlassen. So merken sie: Wir sind alle gleich in unserer Verschiedenheit!“
Am Ende der Tagung wurden die 14 Teilnehmenden in einem Gottesdienst für ihren Dienst gesegnet. „Dass ich mit einem Segen in den Berufsalltag geschickt werde, ist schon etwas ganz Besonderes“, freut sich Dahms. „Ich weiß, dass ich als Religionslehrkraft dafür mitverantwortlich bin, das Werteverständnis unserer Schüler*innen zu prägen. Toll, dass ich hier merke, wie die Kirche mich darin unterstützt.“
Darauf legt auch RPI-Dozentin Kerstin Hochartz wert, die diese Tagung begleitet hat: „Religion ist so ein tolles und wichtiges Fach, gerade an Förderschulen. Mir ist es wichtig, dass die Lehrkräfte dafür gestärkt werden und Motivation und Rückenwind durch die Kirche bekommen.“
„Genau darum geht es nämlich in der Vokation“, ergänzt Dorothea Otte, die in der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen für Vokationen zuständig ist. „Kirche sagt den Lehrkräften zu: Du stehst hier nicht allein in deiner Klasse, in deiner Schule – wir stehen hinter dir, wir unterstützen dich. Ich muss dabei immer an Luthers großartige Wortschöpfung des Be-Rufs denken. Und Religion zu unterrichten ist ein besonderer Beruf, wirklich eine Berufung. Das zum Ausdruck zu bringen und zu feiern, ist der Sinn unserer gemeinsamen Vokationsgottesdienste.“
Text und Foto: Dr. Michaela Veit-Engelmann, Öffentlichkeitsarbeit des RPI Loccum