Rund 200 Fachleute von Universitäten, Kirchen und Schulen sowie Eltern- und Schülervertreter*innen haben im Rahmen eines Symposions im Hannover Congress Centrum am 10. Oktober 2022 über die Einführung eines gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterrichts (CRU) beraten. Im Mai 2021 hatten die evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer in Niedersachsen einen Beratungsprozess initiiert mit dem Vorschlag, den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht zu einem gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterricht weiterzuentwickeln.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne unterstützte in seinem Grußwort das geplante Modell. „Ich finde diesen Weg ausgesprochen mutig und richtig“, sagte er. Der in Niedersachsen eingeschlagene Weg sei bundesweit einzigartig und aus religionspädagogischer und demografischer Sicht sinnvoll, so Tonne. Er betonte, dass der Religionsunterricht für ihn nicht nur aus verfassungsrechtlichen Gründen für ihn untrennbar zum Bildungsauftrag gehöre.
In seiner Begrüßung zu Beginn der Veranstaltung betonte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, dass es in der sich aktuell schnell verändernden Schullandschaft notwendig sei, den Religionsunterrichts weiterzuentwickeln. Die Neuausrichtung sei jedoch „ein komplexes Unterfangen“, das nur gemeinsam mit allen am Religionsunterricht Beteiligten möglich sein werde.
Im ersten Teil der Veranstaltung kommentierten und bewerteten Fachleute unterschiedlicher Universitäten den bisherigen Verlauf des Beratungsprozesses. Thema war hier u.a. auch die Öffnung des neuen Fachs für alle christlichen Kirchen, sodass auch die Perspektiven orthodoxer und freikirchlicher Schülerinnen und Schüler in dem neuen Schulfach zu berücksichtigt werden. Der katholische Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, betonte, dass es nicht um eine Verwischung der Unterschiede zwischen den Konfessionen gehe, sondern darum, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen für die Zukunft der Gesellschaft. Tradierte Vorurteile und Stereotypen müssten und könnten dabei überwunden werden.
In den anschließenden Diskussionsgruppen setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer damit auseinander, welche unterschiedlichen Perspektiven der CRU für Schülerinnen und Schüler, für die Lehramtsstudiengänge und den Vorbereitungsdienst, die Kooperationen mit anderen Religionen oder für die Ökumene eröffnen wird. Die Ergebnisse fließen ein in die Weiterarbeit, die in mehreren Phasen erfolgen soll.
Nächster Schritt des Prozesses ist es, dass die beteiligten Kirchen ihre innerkirchlichen Beratungsprozesse zu Ende führen und bis Jahresende eine gemeinsame Entscheidung treffen, ob sie dem Land den Vorschlag unterbreiten, über die Einführung des Christlichen Religionsunterrichts zu verhandeln. Bis Mitte 2023 soll ein Konsens zu wesentlichen Fragen der Einführung mit dem Land Niedersachsen erzielt werden. Die Einführung des christlichen Religionsunterrichts könnte auf Beschluss des Landes Niedersachsen zum Schuljahr 2025/2026 beginnen. Bis zu diesem Zeitpunkt müssten dann auch didaktisch neu konzipierte Kerncurricula für das Unterrichtsfach sowie neue Schulbücher und Unterrichtsmaterialien entwickelt werden.
Weitere Informationen
Ausführliche Informationen zu dem Begleitprozess für den christlichen Religionsunterricht und zum Symposion finden Sie hier: https://www.religionsunterricht-in-niedersachsen.de/christlicherRU/symposion
Ansprechpartner*innen
Bei Interesse vermitteln wir gerne Interviews mit Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track, Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, und Dr. Jörg-Dieter Wächter, Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bistum Hildesheim.
Hannover, den 11. Oktober 2022
Pressestelle der Konföderation
evangelischer Kirchen in Niedersachsen
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