Wie stellen wir uns die Kirche in der Zukunft vor? Mit dieser interessanten Frage haben wir uns im Religionsleistungskurs von Frau Dr. Gaide auseinandergesetzt. Da dies auch eine mögliche Abi-Kompetenz sein kann, die wir in unserem Abitur im Jahr 2023 erfüllen können müssen, war das vorliegende Anliegen eine gute Idee um unser Wissen nochmal genauer mit einzubringen. Die Abi-Kompetenz lautete: „Kompetenzbereich Kirche und Kirchen:
Die Schülerinnen und Schülerinnen entwerfen Perspektiven für eine zukunftsfähige Kirche:
Wie können wir die Kirche zukünftig gestalten, dass alle Altersgruppen angesprochen werden? Da festzustellen ist, dass immer weniger Jugendliche gerne in die Kirche gehen, weil sie sich dort nicht mehr mit dem Angebot identifizieren können. So haben wir im Leistungskurs mögliche Perspektiven entwickelt, wie die Kirche zukünftig handeln könnte, damit das Angebot gefördert werden kann.
Ein Bereich, der uns sehr wichtig gewesen ist, ist der Bereich der Jugendarbeit. Dieser Bereich kann möglicherweise gefördert werden, indem man auf die Wünsche der jungen Menschen eingeht und mit Ihnen ins Gespräch kommt, was sie sich überhaupt für die Kirche zukünftig vorstellen können.
Aber es war uns auch wichtig einen interkulturellen und interreligiösen Dialog unter den einzelnen Menschen beziehungsweise unter den verschiedenen Religionen zu fördern. Da es ja möglicherweise auch sein kann, dass Menschen in einem Gottesdienst sitzen, die aus dem Ausland kommen und über diese Konfession gar nicht Bescheid wissen, aber gerne darüber etwas erfahren möchten.
Auf der anderen Seite kann es auch Christen geben, die auch über andere Religionen etwas erfahren möchten, aber sich nicht trauen etwas zu sagen. Außerdem gibt es auch junge Menschen, die sich für den Glauben interessieren und sich vielleicht einen Beruf in diesem Feld vorstellen könnten. Aber wie und wo erfährt man genauere Informationen darüber, welche Leistungen in der Kirche tatsächlich gebraucht werden? Natürlich könnte das Internet zu Rate gezogen werden, aber lebt die Kirche nicht genau davon, von Gesprächen und Begegnungen?
Zukunftsfähige Kirche, Gespräche und Begegnungen, Mit Hilfe von diesen Impulsen haben wir es geschafft am 24.3.22 eine Podiumsdiskussion bei uns in der Aula mit 5 Kirchenvertretern und Kirchenvertreterinnen zu dem Thema: „Zukunftsfähige Kirche“ auf die Beine zu stellen.
Die Gäste dieser Podiumsdiskussion waren Larissa Zagel, Christopher Geßler, Johannes Halter, Sören Schnieder und Helmut Strentzsch.
Larissa Zagel: Leitung CVJM Lüneburg
Christopher Geßler: Jugendreferent der Ev. reform. Kirche
Johannes Halter: (Jugend-)Pastor Matthäus-Gemeinde
Sören Schnieder: kath. Pastoralassistent St. Stephanus
Helmut Strentzsch: evang. Diakon St. Stephanus
Dabei waren Schüler und Schülerinnen jeweils aus dem elften, zwölften und dreizehnten Jahrgang als Zuschauer anwesend, welche das Fach Religion entweder als Grundkurs oder Leistungskurs belegt haben. Außerdem auch zum Teil unser Schulleiter Martin Meier-Schütze, was für uns eine große Ehre gewesen ist. Unsere Gäste haben uns viel Einblick darüber gegeben, wie sie sich die Kirche in der Zukunft vorstellen, aber es wurde auch über den persönlichen Glauben, Jugendarbeit,Digitalisierung und LGBT gesprochen. Dazu wurde auch ein Protokoll angefertigt, welches die ganze Podiumsdiskussion noch einmal schön zusammengefasst dargestellt. Um Euch als Leser und Leserinnen einen genaueren Einblick darüber zu vermitteln haben die wichtigsten der Teile des Protokolls entnommen und einmal hier aufgeführt.
- Wie stellen Sie sich Kirche in 5 bis 10 Jahren vor ?
Schnieder: Die Frauenfrage in der Kirche ist etwas, was viele beschäftigt und wo es bestimmt auch noch Luft nach oben gibt. Aber in meinem Bereich der katholischen Kirche sind wir auf einem guten Weg.
Strentzsch: Ein Problem, was ich sehe sind das die Kirchenmitglieder immer weniger werden. Um dieses Problem in weiterer Zukunft zu vermeiden, muss man sich mit anderen Kirchengemeinden zusammenschließen um damit auch Angebote für Jugendliche zu schaffen. Aber auch der Nachwuchs der Hauptamtlichen die in der Kirche arbeiten muss gefördert werden.
Geßler: Mir ist der Punkt der Ehrenarbeit sehr wichtig. Da gibt es auch einen großen Förderungsbedarf. Um das zu tun muss man den Jugendlichen ins Gespräch kommen, was sie wollen und ihre Gedankengänge hinterfragen.
Halter: Ja ich schließe mich dem Punkt an. Es ist wichtig, dass Ehrenamt zu fördern und die Werte, die die Kirche übermitteln möchte hinüber bringt. Nämlich die Botschaft Gottes. Diese Botschaft kann hinüber gebracht werden mit dem Abhalten von Gottesdiensten oder vom Durchführen von diakonischer Arbeit.
- Gehen jetzt schon weniger Leute in die Kirche?
Halter: In meinem Bereich es ist eher das Gegenteil festzustellen. Es kommen mehr Menschen in die Kirche um sich neu zu orientieren.
Zagel: Es beruht viel auf Beziehungen untereinander im familiären Umkreis ob Menschen in die Kirche gehen oder eben nicht. Aber es ist schon deutlich festzustellen, dass es weniger Menschen, die in die Kirche gehen. Wir bieten zum Beispiel auch Angebote für Studierende an. Die Grundfrage ist: Wie kommen wir an die Menschen heran um diese zu erreichen das sie kommen und dann auch in der Kirche bleiben?
Geßler: Durch Corona gab leider viele Kontaktabbrüche. Außerdem lassen sich auch immer weniger Menschen auf den Kontakt mit Jesus Christus ein beziehungsweise wachsen mit dem Glauben an Gott auf. Deshalb ist es wichtig auch digitale Angebote im Bereich Kirche/ Glauben an Christus zu fördern.
Schnieder: Ich schließe mich dem Gesagten an. Man muss versuchen digitale Angebote für Jugendliche, aber auch für Ältere Personen zu schaffen.
Strentzsch: Bei mir in der Kirche sind unterschiedliche Dinge im Bezug auf diese Frage aufgefallen. Es ist erstaunlich festzustellen, dass trotz der Corona Pandemie die Anmeldungen für die Konfirmanden um 50 Prozent zugenommen haben. Das ist sehr erfreulich. Dennoch dürfen wir die Themen wie Essstörungen und Drogenkonsum nicht vergessen. Man sollte auch in der Kirche über solche Dinge ins Gespräch kommen und helfen wenn es notwendig ist und wenn man dies kann.
- Wie fördern sie den Bereich der Jugendarbeit?
Zagel: Man muss versuchen die junge Generation mit einzubinden. Deshalb ist es wichtig miteinander ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Man soll einen Dialog mit einander führen satt einen Monolog.
Geßler: Mein Konzept ist es, die jungen Menschen in einer Gemeindegruppe erstmal zu fragen: „Was macht Euch als Gemeinde aus und was wollt ihr gemeinsam erreichen? Dabei ist sehr schön zusehen, wie die Jugendlichen untereinander über Glaube und Werte ins Gespräch kommen und gleichzeitig eine Gemeinschaft zu spüren ist. Aber um den Bereich der Jugendarbeit noch mehr zu fördern, bin ich gerade dabei mit paar Kollegen und Kolleginnen ein Präventionsprojekt auf die Beine zu stellen. Nämlich eine Alkoholfreie Bar.
Schnieder: Man kann den Bereich der Jugendarbeit mehr fördern, indem die Jugendliche bei wichtigen Entscheidungsprozessen mit einbezieht. Oder auch untereinander Werbung für die Kirche machen.
Halter: Es ist wichtig, die Jugendarbeit aktiv zu gestalten und möglicherweise auch im Freundeskreis für die jeweilige Kirchengemeinde werben um diese dann zu möglichen Treffen mit einzuladen.
Strentzsch: Es müssen Dialoge auf Augenhöhe statt finden, um den Bereich der Jugendarbeit zu fördern.Wenn es dabei Konflikte geben sollte, ist das in Ordnung, dennoch muss dann darüber geredet werden um eine Lösung zu finden.
- Wie wird die Digitalisierung in der Zukunft in der Kirche mit eingebracht sein?
Schnieder: Ja die Digitalisierung wird in Zukunft in den Kirchen auch weiter gefördert werden. Denn dadurch können auch ruhigere Menschen, die nicht so laut zu Wort kommen. Dadurch können auch Menschen aus Welt mit heran gezogen werden.
Strentzsch: Ja mit Menschen digital in Berührung kommen ist etwas tolles, somit können neue wertvolle Kontakte entstehen. Aber durch die digitale Nutzung zum Beispiel von Zoom Meetings, kann der Bereich der Jugendarbeit in Kirchen gefördert werden.
Geßler: In meinen Augen ist es wichtig mit den Menschen analog ein Gespräch zu kommen.Aber auch zum Beispiel der Konfirmanden Unterricht kann mit Hilfe von digitalen Apps gesteuert werden. Oder auch das soziale Netzwerk „Instagram“ kann die Kirchenarbeit an die Menschen beziehungsweise Follower und Followerinnen näher bringen.
Zagel: Ja, die sozialen Netzwerke sind eine gute Plattform um besonders den jungen Menschen, die Arbeit in der Kirche näher zubringen. Das Ziel dabei ist es die jungen Menschen für das Thema Kirche zu begeistern.
Halter: Bei uns wurden die digitalen Angebote nicht so stark genommen, weil vermutlich die tief gehende Verbindung zu Jesus Christus fehlt. Hingegen laufen unsere Gebetsabende super.
So war die Zeit in 90 Minuten auch sehr schnell wieder herum. Aber die Diskussion hätte auf jeden Fall auch noch länger gehen können, weil es wirklich sehr interessant gewesen ist über die verschiedenen Themen etwas zu erfahren. Wir sagen Danke für diesen informativen Vormittag!
Anna Maria Theopold, Jahrgang 13, IGS Lüneburg