Wer im Jahr 2033 etwas auf sich hält, der lebt nach dem Tod in einer virtuellen Realität namens Lake View weiter. Dorthin kann man seine Erinnerungen vor dem Tod „hochladen“ lassen – daher der Titel der Fernsehserie „Upload“ –, um dann als Avatar für immer Urlaub machen. Zumindest wenn man das nötige Kleingeld dafür hat. Auf denjenigen oder diejenige warten jeden Tag ein leckeres Buffet, Sandstrand und Sonnenuntergang. Und wenn man auf der Erde jemanden hat, der dafür zahlt, gibt es Extras und Idylle pur. Willkommen in einer Realität, in der der Kapitalismus auch vor dem Jenseits nicht Halt macht.
„Mich hat diese Serie begeistert“, sagt Martina Hoffmeister; sie ist Religionslehrerin am Johannes-Althusius-Gymnasium Emden. „Ich brauchte etwas, um mit meinen Schüler*innen zu Themen wie Tod und Sterben zu arbeiten. Und Upload bietet so fremde Bilder dafür und spricht existenzielle Fragen so sehr aus einer Distanz heraus an, dass man damit gut unterrichten kann.“
Ihre Unterrichtsideen gibt Hoffmeister deshalb bei einer Fortbildung unter dem Titel „Auferstehung 2.0“ im Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) an Religionskolleg*innen aus Gymnasien, Gesamtschulen und Berufsbildenden Schulen weiter. Geleitet wird diese Tagung von RPI-Dozentin Linda Frey, die begeistert ist von der Resonanz, die dieses Thema findet: „Im Grunde geht es ja nicht nur um Jenseitsfragen, sondern um Menschsein insgesamt, darum, wie Menschen sich durch die Nutzung von Social Media verfügbar machen.“
„Die Serie ist total nah dran an den Schüler*innen“, ergänzt Hoffmeister. „Sie spricht sie in ihrem Technik- und Machbarkeitsdrang sehr an und passt zu ihren eigenen Versuchen, im Digitalen eine optimierte Version ihrer selbst zu erschaffen.“ Doch in der Auseinandersetzung werde den Jugendlichen klar: „Eigentlich sind sie doch religiös und hoffen auf ein von Gott gewährtes Jenseits. Eben auf Adventus statt Futurum!“
Denn tatsächlich erscheint das virtuelle Jenseits in Upload nur auf den ersten Blick wie die Erfüllung aller Wünsche. Und bang fragt man sich: Entspringt die Vorstellung, nach dem Tod in Lake View weiterexistieren zu können, nun eher einem Traum oder einem Albtraum?
„In jedem Fall stellt diese Serie Bilder zur Verfügung, mit denen man dann im Religionsunterricht weiterarbeiten kann“, sagt Hoffmeister. „Plötzlich werden sogar die alten Bibeltexte mit ihren ganz eigenen Vorstellungen vom Jenseits wieder interessant.“ RPI-Dozentin Linda Frey ergänzt: „So finden die Schüler*innen zugleich heraus, was sie selbst glauben. So wie man über das Lernen einer fremden Sprache die eigene kennenlernt, so kann das mit religiösen Fragen auch geschehen.“
Und am Ende steht die Erkenntnis: Selbst das leckerste Hotelfrühstück verliert irgendwann seinen Reiz, wenn man es eine ganze Ewigkeit lang genießen muss.
Text und Bild: Dr. Michaela Veit-Engelmann, Öffentlichkeitsarbeit des RPI Loccum