Unter dem Motto „Kraft tanken für Schule und Seminar“ haben Silke Leonhard, Rektorin des Religionspädagogischen Instituts Loccum, und Angelika Wiesel vom Mentorat für Lehramtsstudierende gemeinsam Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst zu einer Wochenendtagung eingeladen. Nach dem positiven Feedback des Pilotprojektes im letzten Jahr halten sie zum zweiten Mal ein Programm bereit, das den angehenden Lehrkräften in ihrer Ausbildung eine kurze Atempause bietet.
Milena Dettmer und Lydia Kirschstein haben sich am Freitagmittag in Ostfriesland gleich nach dem Unterricht ins Auto gesetzt, um pünktlich in Loccum zu sein. Mit einem gedeckten Tisch werden die Referendar*innen aller Schulformen empfangen. Sie lernen sich kennen, sprechen über Energiekiller und Kraftquellen und erleben geistliche Gemeinschaft an einem besonderen Ort. Abends steht eine Liturgische Nacht in der Klosterkirche auf dem Programm. In kleinen Gruppen wird am zweiten Tag an mitgebrachten Themen für den Unterricht der kommenden Wochen gearbeitet.
Lena Adolf aus Hannover hat die kollegiale Beratung mit Referendar*innen aus unterschiedlichen Schulformen besonders viele Anregungen gegeben. „Es sind gemeinsam tolle Ideen für Entwürfe entstanden“, sagte sie.
Einige Teilnehmer*innen kannten die kirchliche Begleitung schon aus ihrer Studienzeit. In Hildesheim, Göttingen, Lüneburg, Osnabrück und Hannover begleiten Pastor*innen der Landeskirche die Lehramtsstudierenden mit dem Fach Ev. Theologie auf ihrem Weg durch das Studium. Frederic Sempell war schon als Student beim „Treffpunkt Studierende“ in Loccum dabei. Er hat sich trotz Zeitnot und Stress gleich angemeldet, weil er weiß, dass ihm Loccum guttut: „Ich kann hier in einer intensiven Phase meine inneren Ressourcen neu entdecken und Kraft schöpfen.“ Als er abends im Kerzenschein durch die Klosterkirche geht, denkt er an den Weg zurück, den er seit seinem ersten Semester zurückgelegt hat.
Angelika Wiesel arbeitet seit 2016 als Pastorin im Mentorat für Lehramtsstudierende und hat im letzten Jahr viele Referendar*innen und Studierende gefragt, welche Art kirchlicher Begleitung sie sich für diese Lebensphase wünschen. Gespräche auf Augenhöhe mit Menschen, die nicht bewerten, und geistliche Gemeinschaft standen ganz oben auf der Wunschliste. Beides soll der „Treffpunkt Vorbereitungsdienst“ in Loccum ermöglichen. Die beiden Organisatorinnen möchten angehende Religionslehrkräfte darin unterstützen, in ihre zukünftige Berufsrolle hineinzuwachsen. Johanna Reinfeld aus dem Seminar Stade hat diese Rolle für sich schon gefunden. Die zukünftige Berufsschullehrerin sieht sich auch als Seelsorgerin für ihre Schüler*innen. Sie steht kurz vor dem Examen und nutzt das Wochenende, um mit anderen an ihrem Examensthema zu arbeiten. In ihrer Arbeit hat sie einen Notfallplan entworfen, wie eine Schule gut mit dem plötzlichen Tod eines Kindes umgehen kann. „Ich nehme Material und Anregungen für den Unterricht mit, aber vor allem Kraft und Ruhe für die letzten Meter des Referendariats“, fasst sie am Ende der gemeinsamen Tage zusammen.
Silke Leonhard, die das Konzept des christlichen Religionsunterrichts (CRU) mit entwickelt, sieht besonders im Blick auf die neuen Herausforderungen den Bedarf dafür, Referendar*innen zu stärken: „Wir haben die Möglichkeit, angehenden Lehrkräften in einer herausfordernden Ausbildungszeit einen kleinen Raum des Retreats zu öffnen.“ Nach der Tagung fahren die Teilnehmer*innen gestärkt nach Hause. Lydia Kirschstein resümiert, dass sie an dem Wochenende „eine Bestärkung des Glaubens, des Referendariats-Weges, meines Ausbildungsweges, aber auch meines Ichs fernab der Ausbildung“ gefunden hat.
Am nächsten Wochenende sind für Silke Leonhard und Angelika Wiesel die Studierenden dran. Dann heißt es im Religionspädagogischen Institut: Willkommen zum Treffpunkt Studierende zum Thema „Schritte auf dem Weg zu meiner eigenen Theologie“.
Text: Rektorat des RPI Loccum