„Ich bin hierhergekommen, weil ich mir über meine eigene Berufsperspektive klar werden wollte“, erzählt Arne Schulze (23) aus Wolfsburg. Hierher, das meint das Religionspädagogische Institut Loccum (RPI), wo Schulze zusammen mit 50 anderen Lehramtsstudierenden am vergangenen Wochenende am Treffpunkt Studierende teilnahm. Eingeladen dazu hatte Silke Leonhard, die Rektorin des RPI Loccum, gemeinsam mit Angelika Wiesel und Jonathan Overlach, die im Mentoratspfarramt für die Begleitung von angehenden Religionslehrkräften zuständig sind.
Auch Arne Schulze studiert aktuell in Hannover Geschichte und Evangelische Theologie für Gymnasiallehramt. „Aber so richtig entschieden habe ich noch nicht, wo mein Weg dann hingeht.“ Umso wichtiger sei ihm bei diesem Treffpunkt der Austausch mit anderen Studierenden gewesen. „Die kreativen Schreibübungen, die wir gemacht haben, waren dafür super. So war man sofort in einem offenen Gespräch, das auch richtig tiefging.“
Der gesamte Treffpunkt stand unter dem Motto „Auf dem Weg zu (m)einer eigenen Theologie“. Denn: „Religionsunterricht lebt davon, dass Lehrkräfte ihren eigenen Standpunkt einbringen“, so Silke Leonhard. „Davon, dass sie in einem leicht unübersichtlich werdenden Wust des Wissens ihren Schüler*innen dabei helfen, sich selbst zu verorten. Auf diese Weise machen sie Theologie sprachfähig in unsere Gesellschaft hinein.“
Genau dafür bot die Veranstaltung in Loccum vielfältige Anregungen. „Uns war es wichtig, erfahrungsorientiertes Arbeiten mit wissenschaftlicher Theologie zu verknüpfen“, erzählt Angelika Wiesel, die als Mentorin an der Universität Hannover arbeitet. „Denn viele Studierende haben den Eindruck, dass die Studieninhalte wenig mit ihnen selbst zu tun haben. Deshalb ermöglichen wir hier bei unserem Treffpunkt den Raum für Austausch, für Rückerinnerung an die eigene Biografie, für gemeinsames Singen und geteilte Spiritualität. Auf diese Weise können sie in den großen Fragen des Glaubens auch sich selbst entdecken.“
Gemeinsam mit Julia Koll, die als Theologische Referentin bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) arbeitet und nebenbei selbst Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim studiert, erprobten sich die Teilnehmenden darin, „den großen Worten der Theologie wieder Fleisch und Blut geben“, wie Koll es ausdrückte. „Schreiben und denken Sie ganz frei“, ermutigte Koll. „Wischen Sie sich zuerst die inneren Kritiker energisch von beiden Schultern und dann schreiben Sie. Ohne sich dabei selbst ins Wort zu fallen.“
Laura Brand (20) aus Aerzen, die in Hannover Deutsch und Evangelische Theologie studiert, haben diese zwei Tage sehr angesprochen. „Theologie ist doch immer irgendwie ein Prozess“, sagt sie. „Das Gespräch darüber lohnt sich immer, aber besonders dann, wenn man sich mit Menschen mit ganz anderen Erfahrungen austauschen kann.“
Jonathan Overlach, der als Mentor an der Universität Hildesheim arbeitet, unterstreicht: „Wir waren alle gemeinsam unterwegs, als Suchende und Theologisierende. Denn mit Theologie ist man ja nie fertig!“
Text und Fotos: Michaela Veit-Engelmann im Auftrag des RPI Loccum