Mit Pfingsten wissen schon die wenigsten Erwachsenen etwas anzufangen. Wie kann man mit Kindern darüber sprechen?
Pfingsten ist tatsächlich ein unterschätztes Fest, das stimmt. Ich sehe zwei gute Möglichkeiten, mit den Kindern dazu ins Gespräch zu kommen. Die eine Variante knüpft daran an, dass wir Pfingsten als Geburtstag der Kirche verstehen. Während eines großen Festes in Jerusalem beginnen die Freundinnen und Freunde Jesu zum ersten Mal nach seiner Auferstehung, öffentlich von ihrem Glauben und ihrer Hoffnung zu erzählen. Überraschung und Begeisterung machen sich breit. Menschen lassen sich taufen. Die Kirche als eine Gemeinschaft von Menschen entsteht. Der Clou dabei ist: Die Pfingstgeschichte erzählt, dass Menschen in Kontakt kommen, miteinander reden und sich verstehen, obwohl sie unterschiedliche Sprachen sprechen. Das zeigt: Der Glaube überwindet Grenzen und führt Menschen zusammen. Pfingsten ist also ein inklusives Geburtstagsfest. Und Geburtstag feiern nicht nur Kinder gern! Daran können wir in der Kita und in der Familie anknüpfen.
Und die andere Möglichkeit?
Ein anderer Zugang hat mit einem unserer wichtigsten Bedürfnisse zu tun. Mit unserem Atem. Im Kern der Pfingstgeschichte wird auf poetische Weise davon erzählt, dass die Jüngerinnen und Jünger Jesu eine Kraft spüren, die wie ein frischer Wind durchs Haus, durch ihre Herzen und ihre Köpfe weht. In der deutschen Übersetzung steht für diese Kraft, die von Gott kommt: „Heiliger Geist“.
Heiliger Geist – das klingt ein bisschen nach einem Gespenst.
Genauso ist es. Unser deutsches Wort ist für Kinder leider völlig irreführend. Im Original bedeutet das Wort so viel wie „Atem“ oder „Wind“! Es geht um Lebenskraft und Energie, um Inspiration, um Begabungen und Talente. Also um etwas, das uns Menschen stärkt, in Bewegung oder auch mal produktiv durcheinanderbringt. Pfingsten feiern wir, dass Gott uns diese Kraft schenkt, so wie er uns unseren Atem schenkt. Auch auf diese Weise ist Gott bei uns und in uns. Die ‚Geistkraft‘ ist also nicht etwas Abstraktes und schwer Vorstellbares, sondern etwas Leibliches und Konkretes. Und dazu können wir mit Kindern vielfältige Zugänge ausprobieren. Spiele mit Atem, Luft und Wind. Mit Schwungtüchern, die uns in Bewegung bringen. Mit Geschichten, die davon erzählen, wie Menschen wieder Mut fassen und sich etwas zutrauen. Mit Gesprächen darüber, was uns hilft, was uns tröstet oder zuversichtlich macht.
Wir können vermutlich nicht ganz auf den Begriff „Heiliger Geist“ verzichten. Wenn wir das Wort also benutzen wollen, dann gefallen mir drei Kombinationen: Begeisterung. Teamgeist. Oder geistesgegenwärtig handeln. Hier ist noch etwas von der nie ganz zu kontrollierenden Dynamik und dem Verbindenden zu spüren, das die Geistkraft mit sich bringt.
Zu Weihnachten gibt es Geschenke, zu Ostern bunte Eier. Und zu Pfingsten?
Tja, hier schlummert wirklich noch die Herausforderung, wie man das Potenzial des Pfingstfestes entdecken kann. Als Symbol der Geistkraft gilt die Taube. Ich finde, sie hätte eine Beförderung verdient. Warum sollte es nicht Schoko-Tauben oder Tauben-Küchlein geben? Oder in einer Kinderbibel wird vom Wind, der durch die Köpfe weht, erfrischend anders erzählt: „Die Menschen lachen über den Wind in ihren Haaren und beginnen miteinander zu reden. Sätze, die prickeln und sprudeln, Sätze, die einen fröhlich machen.“ Prickeln, Sprudeln, fröhlich machen! Darum plädiere ich, ein bisschen mit Augenzwinkern, für Brausepulver und Konfetti als weitere Pfingstsymbole.
Die Fragen stellte Michaela Veit-Engelmann im Auftrag des RPI Loccum.