Prof. Dr. Silke Leonhard spricht an der BBS Alfeld über Grenzen, Rituale, Hoffnungen
Alfeld. Udo Lindenberg hat es ja schon immer gewusst: „Hinterm Horizont geht's weiter“, meint der deutsche Rockmusiker in seinem Song aus dem Jahr 1997. Aber stimmt das auch? Dieser Frage ging Prof. Dr. Silke Leonhard jetzt in der BBS-Lectures–Reihe an den Berufsbildenden Schulen in Alfeld nach. In ihrer Vorlesung ging es um Grenzen, Rituale, Hoffnungen.
Als Rektorin des Religionspädagogischen Instituts in Loccum und als Professorin mit dem Schwerpunkt Religionspädagogik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main nahm sie die Schülerinnen und Schüler mit auf eine Reise zu den Grenzen im Allgemeinen und des Daseins. Als Phänomen des Lebens begegneten Grenzen den Menschen auf Schritt und Tritt. Beispielsweise im Grundgesetz, das für Ordnung und Struktur sorge, aber auch beruflich: „Nicht jeder kann ohne Ausbildung jeden Beruf ausüben. Nicht jeder darf Auto fahren, Motorrad fahren, Pilot sein“, sagte Silke Leonhard.
Breiten Raum in der Vorlesung nahm das Thema Grenzerfahrung ein. Silke Leonhard berichtete vom krebskranken Schüler Johannes, um den sich die Lehrer in der 10. Klasse zwar rührend kümmerten. Wie aber sollten seine Mitschüler mit ihrem Klassenkameraden umgehen? Die Schülerinnen und Schüler der BBS Alfeld fanden dieselben Lösungen für dieses Problem wie die Mädchen und Jungen im echten Beispiel: Ihn ganz normal behandeln, ihn nicht in Watte packen und ohne Tabu über die Krankheit reden, lauteten die Antworten aus dem Auditorium.
Dass Gott überhaupt Verletzlichkeit, Schmerz und Leiden zulässt, hatte der krebskranke Schüler für sich selbst so beantwortet: „In jedem Bösen steckt etwas Gutes, denn es gehen nur beide. Ich habe immer an jemanden gedacht, den ich gut kannte, auch an Gott“, schrieb Johannes in einem Arbeitsblatt.
Beim Stichwort Rituale erinnerte Silke Leonhard an die Übergänge in neue Lebensphasen wie Taufe, Kommunion und Konfirmation und Trauung. Am Ende stehe die Trauerfeier als Übergang vom Leben in den Tod. Diese religiösen Rituale machten Grenzen als Übergänge zwischen Erde und Himmel begehbar.
Weil Rituale auch immer mit Hoffnungen verbunden sind, beendete Silke Leonhard ihre Vorlesung mit einem Lied von Danger Dan. Dort heißt es in der ersten Strophe:
„Ich hab ´ne gute Nachricht und ´ne schlechte auch
Zuerst die schlechte: Wir zerfall`n zu Staub
Wir werden zu Asche, kehren in das Nichts
Zurück, aus dem wir einst gekommen sind
Und jetzt die gute: Heute nicht
Es bleibt noch Zeit für dich und mich