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Newsletter Januar 2025

17. Januar 2025

Sehr geehrte Damen und Herrn, liebe Kolleginnen und Kollegen im Schuldienst,

ein neues Jahr hat gerade begonnen und gefühlt schleppen wir Themen, Fragen, Probleme und Herausforderungen des alten Jahres oder gar der letzten Jahre weiter mit. Sie können sich vielleicht der Bitte von Paul Gerhardt (1607 – 1676) anschließen: „Schließ zu die Jammerpforten / und lass uns an allen Orten, / auf so viel Blutvergießen / die Freudenströme fließen.“ (EG 58,10) So dichtet Paul Gerhardt während des dreißigjährigen Krieges und auch heute ist an vielen Orten dieser Erde Krieg. Auch diese Kriege müssen unbedingt ein Ende finden und Frieden gewagt werden. Kriege und Gewalt sind nicht die einzigen Probleme und Herausforderung durch die Zeiten. Aber es gab und gibt immer wieder Erfahrungen, dass „Freudenströme fließen“ oder im letzten Jahr geflossen sind. Die positiven Erfahrungen sich bewusst zu machen, um ein Bild von Leben im Licht und im Schatten zu bekommen, ist wichtig: gelingende Beziehungen, geschaffte Prüfungen, Feste, der Geschmack des letzten Lebkuchens nach Weihnachten und die Vorfreude auf den Frühling.

Und mitten in diesen unruhigen, um Veränderungen ringenden Zeiten blicken wir in Deutschland voraus auf vorgezogene Neuwahlen. Der Wahlkampf ist in vollem Gange. Wir stecken mittendrin in Diskussionen darüber, wie unser Land sich zukünftig in zentralen politischen Fragen aufstellen will.  Ich bin froh darüber, dass wir „mittendrin stecken“ in solchen Diskussionen und es könnten noch mehr sein, vor allem außerhalb der eigenen Blase/n. Wir brauchen auch außerhalb von Wahlkampfzeiten viel Dialog, denn nur im gemeinsamen Ringen um und im Reden über das, was uns am Herzen liegt, können wir gemeinsam Wege in eine gute Zukunft finden. Wege sind bekanntlich nicht immer eben und können auch steinig sein, aber es ist ein tolles Gefühl, einen steilen Anstieg zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf Skiern bewältigt zu haben.

„Für alle. Mit Herz und Verstand“ lautet der Titel der ökumenischen Kampagne der evangelischen und katholischen Kirchen zur Bundestagswahl, der sich aus voller Überzeugung die Bistümer und Landeskirchen in Niedersachsen angeschlossen haben. Gemeinsam wollen wir Menschen ermutigen, sich für unsere Demokratie einzusetzen. Als Kirchen wollen wir dazu aufrufen, sich am demokratischen Prozess zu beteiligen. Und gerade jungen Menschen wollen wir Mut machen, wählen zu gehen und sich und ihrer Meinung auch damit Gehör zu verschaffen.

Drei Schlagworte sind uns dabei besonders wichtig: Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt. Sie stehen für unsere christliche Grundüberzeugung: Alle Menschen haben eine unverlierbare und von Gott zugeeignete Würde; jede und jeder Einzelne ist unser Nächster oder unsere Nächste und verdient unsere Zuwendung auf der Basis christlicher Nächstenliebe. Denn nur im Zusammenhalt aller kann eine Gesellschaft funktionieren. Davon bin auch ich persönlich zutiefst überzeugt. Das gilt übrigens auch für die kirchliche Ökumene und ist eine Antriebsfeder für einen gemeinsam – evangelisch und katholisch – verantworteten Religionsunterricht.

Demokratie braucht die Beteiligung aller, braucht Vertrauen in die gewählten Vertreterinnen und Vertreter und braucht kritische Debatten, die getragen sind von wechselseitigem Respekt, von der Bereitschaft zum Zuhören, von Austausch und Diskurs. Das muss wieder gesellschaftlich selbstverständlich werden. Dafür werben wir als Kirchen. Denn Demokratie geht uns alle an; sie ist nicht nur eine Aufgabe des Politikunterrichts oder der Politikerinnen und Politiker. Vielen Dank, dass Sie sich dieser Aufgabe gerade auch als Religionslehrerinnen und -lehrer stellen. Das christliche Menschenbild stellt die Würde eines jeden Menschen in den Mittelpunkt, dazu gehört auch die Teilhabe und Mitwirkung am gesellschaftlichen Zusammenleben wie die Teilnahme an Wahlen.

Deshalb bieten wir Ihnen, die Sie in Schulen und Kirchengemeinden oder an anderen Orten mit jungen Menschen arbeiten, dafür Materialien an. Das Kultusministerium plant in der Woche ab dem 27. Januar eine Projektwoche in den Schulen mit vielfältigen Aktionen. Gerne verknüpfen wir diese Idee mit eigenen Angeboten und Materialien speziell für die religiöse Bildung. All dies sowie Verweise auf weiterführende Seiten finden Sie hier: https://www.evangelisch-in-niedersachsen.de/bundestagswahl-2025. Die Seite wird laufend aktualisiert. Bringen Sie das Fach Religion ein oder sorgen dafür, dass es in der Projektwoche seinen Platz hat. Die spezifische Dialogkultur des Religionsunterrichts und das ihn tragende christliche Menschenbild sind gerade in diesen Zeiten wichtig, auch für die Kultur einer Schule.  

Herzlichen Dank dafür, dass Sie sich so engagieren, nicht nur für junge Menschen, sondern auch für eine offene demokratische Gesellschaft für alle. Wie gut, dass Sie sich in diesen besonderen Zeiten mit Herz und Verstand für das Gelingen schulischen und gesellschaftlichen Lebens einsetzen.  

Mit herzlichen Grüßen
Ihre

Dr. Kerstin Gäfgen-Track

Jens Schulze

Dr. Kerstin Gäfgen-Track